Montag, 20. September 2010
Ein richtig toller Samstag
Das ist das sichtbare Ergebnis dieses Tages:
 
 
 
 
Doch Eins nach dem Anderen.
 
Neulich haben mein Weib und ich die Folge "Der Blaupließter aus Solingen" aus der Reihe "Der Letzte seines Standes" gesehen (BTW: eine unglaublich informative, tolle und gut gemachte Serie).
 
Mag sein, dass es daran liegt, dass ich ein besonderes Verhältnis zu Solingen habe (meine Mutter ist gebürtige Solingerin) oder dass ich das Blaupließten so faszinierend finde (und das Ergebnis erst), jedenfalls war ich völlig begeistert, als ich zum Ende dieser Folge erfuhr, dass es wohl wieder Lehrlinge bei der Firma Windmühlenmesser in diesem Beruf geben wird und wenigstens dieses Handwerk vielleicht noch eine Zukunft hat.
 
Dann hat mein Web wohl heimlich ein paar Telefonate geführt und ich bekam zum Geburtstag eine doppelte Einladung geschenkt: Im Rahmen von "24 Stunden Solingen live" findet bei Robert Herder Windmühlenmesser ein Tag der offenen Tür statt und am Nachmittag gibt es im Klingenmuseum ein Seminar zum Schärfen von Messern.
 
So fuhr ich also zunächst am Samstag zur Messermanufaktur.
Dass es sich um einen wirklich altehrwürdigen Betrieb handelt, das erfährt man schon vor dem Betreten, wenn man draussen neben dem Eingang die gute alte Stechuhr sieht.
 
 
 
 
Leider habe ich - völlig idiotisch, wohl zu aufgeregt - den Fotoapparat zu Hause vergessen, deshalb hier nur Handybilder.
 
Man konnte die gesamte Fabrikation - Schritt für Schritt - nachverfolgen und begleiten. Bis auf die ganz lauten Maschinen waren auch alle Stationen mit einem Arbeiter / einer Arbeiterin besetzt um einen praktischen Eindruck zu bekommen.
 
Es ging los beim Ausstanzen der Rohlinge aus dem Bandstahl (hier der übrig bleibende Abfall).
 
 
 
 
Dann wird das Firmensymbol (die Windmühle) mit dem unverwechselbaren Solingen-Schriftzug eingeprägt und zwar so tief, dass es nach dem Schliff noch gerade gut genug zu erkennen ist.
 
 
 
 
Nach dem Härten dann sind die Klingen ganz dunkel geworden.
 
 
 
 
Der Schleifer legt die Klinge dann auf ein passendes Aufnahmeholz und führt sie damit über die Schlefscheibe - nicht ohne eine ordentliche Portion Schleifschmirgel von der Insel Naxos.
 
 
 
 
Im Hintergrund eine kleine Sammlung der Aufnahmehölzer.
 
Hier auch die - im Film besonders dargestellten - selbst belegten Schleifscheiben.
 
 
 
 
Dann wird noch der - inzwischen in einem Nebenraum passend gefräste - Holzgriff aufgesteckt, angepasst und angenietet um dann auch noch einmal geschliffen zu werden.
 
 
 
 
Naja und dann konnte ich auch noch aus dem reichhaltigen Angebot Messer zu einem besonders günstigen Preis käuflich erwerben (gut nur, dass ich vorher noch beim Geld-das-kommt-aus-Wand war).
Unglaublich, wie schön diese Küchenarbeitszeuge sind mit ihren polierten Griffen aus Kirsch- oder Olivenholz.
 
Ein Tomatenmesser mit einem besonderen, hinterschliffenem Sägeschnitt, ein Zöppken, ein Kochmesser und ein unglaublich flexibles Filetiermesser mussten einfach mit mir nach Hause kommen.
 
Dann also ab zum Klingenmuseum. Da schließt sich der Kreis, denn wer leitet dieses Seminar? Die Geschäftsführerin von Robert Herder Windmühlenmesser, Frau Giselheid Herder-Scholz. Unglaublich kompetent - ohne dabei unverständlich oder gar überheblich zu werden - führte sie die Teilnehmer durch die Materie.
 
 
 
 
Zunächst ging es an das korrekte Abziehen, wozu - neben zahlreichen unterschiedlichen Messern - alle nur denkbaren Abziehvorrichtungen aus Stahl, Keramik oder Diamant zum Ausprobieren zur Verfügung stehen.
 
Dann wurden von den zwei netten Assistentinnen der Frau Herder einseitig geschliffene japanische Messer, Schleifsteine, Lappen und Wasserbecher ausgegeben, die korrekte Körper-, Hand- und Klingenhaltung gezeigt, geübt und ausprobiert.
 
Anschließend wurden die Messer gegen zweiseitig geschliffene (ebenfalls japanische) ausgetauscht und nun durften auch diese unter fachkundiger Anleitung geschliffen werden.
 
spätestens jetzt wird mir klar, wie spannend das war, denn ich habe nicht ein einziges Bild mehr gemacht. Tut mir Leid.
 
Ich hatte meine eigenen Schleifsteine (Körnung 300 und 1000) dabei und damit - nach einigen Fehlversuchen - einen ordentlichen Schliff hinbekommen.
 
Dann hatte Frau Herder mir einen besonderen Naturstein gegeben, eine 3000er Körnung, die sich - während des Schleifens und durch die abgetragenen Körnchen - bis zu 5000 oder gar 8000 verhält. Wow. Unglaublich. Ich konnte mit diesem Santoku-Kochmesser mühelos Haare spalten.
 
Zum Abschluss konnten noch Messer und Steine besonders günstig käuflich erworben werden und jeder Teilnehmer erhielt ein Fläschchen Ballistol Messeröl geschenkt.
 
Achja, meine Finger. Die Finger der linken Hand liegen auf der Klinge auf und schieben diese mit leichtem Druck über den Schleifstein. Dabei kamen diese gelegentlich mit dem Stein in Berührung, vielleicht auch mit der Schneide. Gemerkt habe ich das auch erst, als sich rote Streifen auf dem Stein bildeten.
 
Ungeschicktes Fleisch. Das muss weg.

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von einem fingerspitzengefühl kann aber momentan keine rede sein, oder? achgott, warum machen sie solche sachen? das tut doch unheimlich weh. sie armer mann!

(soll ich ihnen etwas selbstgemachte ringelblumensalbe schicken?)

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Ahhhh
geht schon, trotzdem Danke.

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Die könnte ich auch anbieten!
Btw: die Gelenkblume macht offenbar keine Samen, mein Gartennachbar meint, die vermehrt sich nur durch Ableger. Also wenn Sie beide noch Interesse haben, bekommen Sie im kommenden Frühjahr kleine Gelenkblumen-Ableger :)

Und auf Ihrem lädiertem Fingern ganz rechts erkennen ich ein blutiges Herz – da waren Sie wohl mit Herzblut bei der Sache :))

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